Welchen Wert hat Zeit
Jeder will wissen, welchen Wert die Zeit hat. Ob es nun darum geht seine Dienstleistung zu verrechnen, das Eigenheim selber zu sanieren, einen Handwerker zu entlohnen oder einfach nur dem Nachbarsjungen fürs Autowaschen Taschengeld zu geben. Betriebswirtschaftlich betrachtet ließen sich hier einige Formeln aufzählen wie zum Beispiel, die Zeitwertdefinition für das Kochen.
Ian Walker, Professor der englischen Warwick Universität hat jetzt bewiesen, dass Zeit wirklich Geld ist und eine entsprechende Formel dazu entwickelt. Damit ist die Zeit der kostenlosen Tätigkeiten vorbei. Zähneputzen kostet zum Beispiel 30 Pence. Seine Formel veranschaulicht Ian Walker damit, dass die Minute eines britischen Mannes ca. zehn Pence und die einer Frau acht Pence wert ist, so beträgt die Formel zur Berechnung: V=(W((100-t)/100))/C. Die Variablen sind so definiert: V ist der Wert einer Stunde, W ist der Stundenlohn der Person, t ist der Steuersatz und C die lokalen Lebenshaltungskosten. So koste das Kochen des Formel-Mannes 19,77 Pfund und der Formel-Frau hingegen 9,81 Pfund. (Ganzer Artikel auf CNN)
Wenn also ein Internist, Manager oder Techniker, denen höhere Stundenhonorierungen zugeschrieben werden, sich hinstellt um geringer dotierte Aktivitäten auszuüben, die nicht als Hobby zu definieren sind sondern als Dienstleistung, wird jeder Laie rasch feststellen, dass es geschickter wäre, wenn sich die/der Besserhonorierte seinem Aufgabenbereich zuwendet um durch ihre/seine Entlohnung einen Handwerker oder Dienstleister zu bezahlen, der weniger kostet als sie/er kosten würde.
Wir Menschen haben also die Methode ausgefeilt, erlernt und weitergegeben, Zeit gegen Geld zu kaufen oder zu verkaufen. Unter Aufwand von Zeit produzieren wir Erwerbsgüter, betreiben Instandhaltungen, sogar das Wohlbefinden kann im Tausch gegen Geld sinken oder steigen. Mit diesem Wissen versuchen Menschen also reichlich Tauschmittel in Form von diesem anerkannten Tauschmittel zu erwirtschaften um dieses gegen etwas anderes einzutauschen.
Welchen Wert hat Zeit jetzt wirklich?
Betrachten wir diese Frage aus rein philosophischer Sichtweise, gäbe es gewiss hunderte Antwortmöglichkeiten auf die Frage, welchen Wert die Zeit hat. Lasst uns also diese Frage mit einer anderen Frage ausleuchten.
Welchen Betrag (in anerkannten Tauschgütern) wäre Lebenszeit Wert, wenn man wüsste, dass man morgen sterben wird?
Den Wert der Zeit kann man am schönsten verinnerlichen mit dem Beispiel eines sterbenskranken Mannes. Nehmen wir an, da liegt jemand, der bereits die Mittellinie seiner Lebenszeit überschritten hat im Sterben und er hätte die Möglichkeit, dir Lebenszeit abzukaufen. Du befindest dich noch unterhalb der Lebenszeitmitte und hättest die Möglichkeit, Lebenszeit von deinem Lebenszeitkonto gegen entsprechende Honorierung abgelten zu lassen. Welchen Betrag würdest du im Tausch gegen 10 Jahre verlangen?
Dieser (vermeintliche) Sterbenskranke, dem wenige Stunden gar Tage blieben, würde dir alles vermachen das im irdischen Dasein einen Wert darstellt und vermutlich noch viel mehr. Ein guter Deal – so scheint es, wenn einem das Bewusstsein darüber fehlt, dass Lebenszeit ein einmaliges und unermesslich wertvolles Gut ist.
Martin Wehrle fragt in seinem Buch „Sei einzig, nicht artig!“, auf Seite 29, wie folgt:
„Wie würden Sie ihre restliche Zeit verbringen, wenn Sie wüssten, dass es mit der Welt und Ihrem Leben in sechs Monaten vorbei ist?“
Es ist erstaunlich und bedauerlich zugleich, wie vielen Menschen zuerst ein einschneidendes Erlebnis widerfahren muss, um den Wert des Lebens zu erkennen. Bedarf es denn wirklich ein solches Erlebnis um den schweren Rucksack der Indoktrina abzulegen, um einfach nur das Leben, im Bewusstsein ein selbstbestimmtes Wesen zu sein das weder Sklave ist noch zum Rechenschaftsrapport antreten muss, zu leben?
Bei all den individuellen wie auch unterschiedlichen Wahrnehmungen des Wertes der Zeit wird dieses Thema gewiss für weitere Denkanstöße sorgen. Wer, wofür, wie seine Zeit aufbringt, soll jedem selber überlassen sein. Lediglich ein Typus wird den Wert seiner Lebenszeit nicht kennen gar verstehen. Es ist die Stereotype, die von enormen Ängsten geplagt, sich nicht traut anders zu sein als erlernt um genau das weiter zu machen, in dem er sich durch sein ständiges Tun bereits gefestigt hat. Diese Stereotype liefert vorzüglich gerne Argumente wie:
„Wir haben Verpflichtungen, da kann man nicht so einfach … .“
„Das Leben zu leben als wäre morgen der letzte Tag ist Realitätsfern.“
„Wenn ich das Leben leben würde wie es mir gefiele, würde sich mein/-e Mann/Frau sofort von mir scheiden lassen.“
„Soll ich jetzt die Arbeit hinschmeißen und im Wald leben oder wie?“
Und noch x-tausende weitere unqualifizierte Aussagen. Es lohnt sich nicht auf solche Aussagen einzugehen. Wem das Wort Selbstbestimmung fremd und die Aussage, jeden Tag so zu erleben (und nicht zu verleben) als wäre es der Letzte, nicht greifbar ist, dem braucht man auch nicht zureden wie einem kranken Ross. Solche (Stereo-)Typen macht man glücklich indem man sie weiter an ihrem Glauben klammern lässt, an dem sie unbehelligt festgeklammert bleiben werden bis zu ihrem letzten Atemzug.
Jene unter uns, die es geschafft haben, einfach nur zu sein, assoziieren offenkundig und auch für den Blindesten gut erkennbar ihre Freude am Sein. Natürlich verfolgen Menschen, die das Sein praktizieren, auch alltägliche Aktivitäten wie Arbeit, Sport oder gar das Ausfüllen der jährlichen Steuererklärung. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen diesen Wenigen, die das Sein praktizieren und jenen Leuten, die sich zum Opfer der Anforderungen des Lebens erklärt haben.
Die Opfer des Lebens sind bemüht ihre Lebenszeit nach ihrer Auffassung von „Ordnung“ runter zu radeln. Die Stunde der Geburt, stellt für diese Lebenszeit-Opfer, den Startpunkt fest und der Zeitpunkt des Todes die Ziellinie. Dazwischen sind diese selbstbestimmungslosen Menschen gänzlich an die große Normalität – nämlich an die Normalitätsauffassung der Gesellschaft – idealst angepasst. Sie mähen ihren Rasen, damit sich die Nachbarschaft nicht unangenehm über einen ungepflegten Rasen äußert. Sie kleiden sich schick um ihre Mängel mit schöner Kleidung zu kaschieren. Sie benehmen und verhalten sich in Gesellschaft anders als sie es bei sich zuhause täten und umgekehrt. Der Schein ist ihnen heilig, das Sein ist ihnen gänzlich fremd. Würde man also solch einen Menschen fragen, welchen Wert seine Zeit hat, würde er gewiss versuchen seinen Stundensatz darzulegen. Und genau das ist der Wert der Zeit solcher Menschen.
Allen, die das Sein praktizieren und es auch noch schaffen, erfüllt von Harmonie, Selbstbestimmung und Zufriedenheit, friedlich ihr Leben bewusst zu gestalten, strecken wir unser Gläschen mit einem fröhlichen *Chin*Chin* entgegen!