Phobie! Hilfe! Arzt verhält sich falsch!


Die Bezeichnung Trypanophobie ist vielen Menschen nicht so geläufig wie die Beschreibung der Phobie „Angst vor Injektionen“. Konventionell betrachtet ist es doch all zu verständlich, dass besonders kleine Kinder Angst vor dem Stich oder gar Angst vor der Nadel haben bzw. Angst vor dem Mittel, das auf unangenehmste Weise in den Körper eingebracht werden soll. Doch diese Angst betrifft nicht nur Kinder wie wohl all zu gerne angenommen wird.

Wie erkennt man als Arzt diese Angst, die Phobie des Patienten?

Irgendwann im Leben muss jeder Mensch – auch Angstpatienten – ob er will oder nicht doch zum lieben Onkel Doktor gehen. Lassen wir mal beiseite ob der Doc lieb, männlich oder ’n Onkel ist – kann auch ne Fraudoktor-Onkelinnin sein – also nennen ich jetzt den Arzt einfach „Doc“.

Der Doc muss weder Hellseher sein noch eine spezielle Zusatzausbildung genossen haben. Er braucht lediglich von der leidenden Person einen Hinweis erhalten. Dieser Hinweis ist Hilfe genug für jeden kompetenten Arzt. Doc sollte also bereits aus Interesse zum eigenen Beruf Ahnung über Ängste haben. (Link: Psychiatrie/Ängste)

Noch übler äußert sich der Zustand des Betroffenen wenn sich aus diesen Angstvermittlern „Stich, Injektion, Fremdkörper“ eine Kombo bildet, die absolut nicht unterhaltsam ist sondern den Blutdruck in die Höhe schnellen und den Körper im Schweiße baden lässt. All das begleitet von kullernden Tränen und zitternden Händen.

Die Krönung der Angstverdeutlichung wäre noch wenn sich der Betroffene instinktiv auf der Behandlungsliege in der Ordination aufsetzt und die Knie umklammert oder zusammenkauert wo sogar der 30-Dioptriener mit freiem Auge die embryonale Stellung erkennen kann.

Im Internet kursieren auch abstruse Geschichten von Angstpatienten, die angeblich handgreiflich wurden in Ordinationsräumen. Das ist schwer nachzuvollziehen denn wer an so starken Ängsten leidet und bemüht ist, sich selbst zu schützen, der wird in den seltensten Fällen die Arme und Beine von sich strecken um sich extrovertiert und zielstrebig einen Fluchtweg freizukämpfen wie in der Überlieferung von Temüdschins Begegnung mit dem riesigen Wolf.

Was tun bei Patienten mit Angst vor der Spritze?

Das Klügste ist wohl sich so zu verhalten wie die Ärztin, bei der ich heute mit meiner Freundin M. war. Zeigen Sie absolutes Desinteresse am Patienten. Fordern Sie den Patienten mit einem netten Lächeln auf sich auf die Liege zu legen. Jetzt ist der Zeitpunkt da in dem Doc die Schallwellen empfängt: „Ich habe Angst vor dieser Spritze, wären Sie so freundlich und würden mir sagen wann Sie was an mir machen und wann ich die Augen zumachen soll.“ Stellen sie sich als Mensch mit medizinischer Ausbildung ganz dicht neben den Angstpatienten mit der Nadel in der Hand und sagen einfach: „Ja jetzt“

M. ganz verbittert: Wie, jetzt?
[ Doc: ] Ja jetzt, hier ist ja die Spritze. (Und zeigt M. die Spritze.)
[ M.: ] Das macht mir wirklich große Angst.
[ Doc: ] Sie wollen ja was von mir. Ich weiß jetzt wirklich nicht was ich tun soll.
[ M.: ] Das stimmt schon so. Aber wären Sie bitte so lieb und würden für eine Minute neben mir stehen und mir dann sagen, dass ich die Augen schließen soll?
[ Doc: ] Also ich kenn mich jetzt überhaupt nicht aus. Das will ich nicht. Es wäre wohl besser wir lassen das für heute.
[ M.: ] Wie, wir lassen das für heute?
[ Doc: ] Wir können uns einen anderen Termin ausmachen, bis dahin können Sie sich ja beruhigen.
Hier konnte ich meiner Freundin M. klar und deutlich aus dem Gesicht lesen, dass sie plötzlich eine zweite Option geboten bekam. Sie wäre aber nicht sie, wenn sie nicht so sachlich wäre. Es gibt nichts, was M. nicht konstruktiv beurteilen könnte. Also wartete ich voller Spannung auf ihre Antwort. Wird sie schwach und greift im Optionenausverkauf zu, verliert ihr Ziel aus den Augen und lässt sich wie ein Blatt auf fremden Flüssen treiben? In ihrer angenehm, ruhigen Art kam also etwas ganz Unerwartetes.
[ M.: ] Ich möchte Ihnen wirklich keine Angst machen. Für mich ist es nicht einfach einen neuen Termin zu erhalten weil mich die Angst bis zum Termin umbringen könnte zudem ich ja auch nicht mehr die Jüngste bin. (Liebes Mädchen. Wie sie versucht ein bisschen Humor in die angespannte Situation zu bringen.) Können Sie mir Ihre Haltung erklären? Macht es Ihnen Angst, dass ich Angst habe?
[ Doc: ] Na also ich kann das wirklich nicht. Also ich hol jetzt den Oberarzt. (Verlässt hurtig den Raum.)

Machen Sie es einfach genau so, denn das dürfte der neue Hype im Umgang mit Angstpatienten sein. Damit werden Sie garantiert alle Kunden zielsicher vertreiben und als Oberdonk da stehen, der nur das Geld seiner Eltern verprasste wegen einem Studium und einem potenteren Menschen den Studienplatz wegschnappte aus Neid, Gier oder sonstigen Beweggründen.

Hier noch ein Tipp, was Sie auch machen könnten wenn Sie noch nicht alle Kunden vergrault haben. Damit vergraulen Sie garantiert die restlichen lästigen Typen von Patienten auch noch und haben endlich ihre langersehnte Ruhe vor diesen ekelhaften Leuten, die immer nur komisch sind, sich Patient nennen und auch noch für ärztliche Leistung mit echtem Geld bezahlen.

Fragen Sie also Ihren Patienten, was dieser möchte. Antworten wie beispielsweise:
* Weniger Falten im Gesicht, Lachfalten, Stirnfalten und Krähenfüße sind zu tief, die Wangenknochen zu flach.
* Ein neues Hüftgelenk weil man nicht mehr mit Krücken gehen möchte.
* Eine Augenkorrektur weil man weder Linsen noch Brillen tragen möchte.
… usw.. Dann fragen Sie den Patienten unbedingt „was genau der Patient jetzt denn haben möchte“. Und wenn das Opfer noch nicht geflüchtet ist, sagen Sie einfach: „Sie müssen mir schon sagen was Sie GENAU wollen. Woher soll ich denn wissen was Sie sich vorstellen?“

Guter Rat an Patienten!

Finger weg von solchen inkompetenten Menschen, die sich sowieso mit der Art ihrer Satzformulierung selber ins Out verfrachten und ihrem eigenem Defizit somit einen Orden verleihen. Höchstens der Doc-Kunde sucht einen schroffen und actionreichen Umgang mit ungewissen Folgen.

Stellen wir uns doch kurz vor: Wir wollen uns ein Wochenendhaus bauen lassen. Das Alpengrundstück besitzen wir schon. Das Haus soll rundum verglast sein und über zwei Stockwerke mit schwebenden Treppen verbunden sein, einem offenem Kamin im unteren Bereich, Steinoptik-Trennwände im Sanitärbereich und einen Holzboden in Eiche-Antik ohne Rotstich sondern mit Graustich haben. Wir casten einen Baumeister und einen Architekt. Stellen wir uns weiter vor, beide würden uns folgende Frage stellen: „Also wie genau soll das jetzt werden?“ Wozu beauftragt man eigentlich jemanden gegen Bezahlung wenn man sich danach selbst beraten soll, selbst die Pläne zeichnen und sich um die Beschaffung der auszuwählenden Materialien kümmern muss? Wozu gibt es dann in aller Welt Dienstleister?

Stellen wir uns vor: Wir wollen eine Veranda. Flach mit drei Treppen in gewisser Größe, aus einer bestimmten Holzart, außenseitig mit Säulen eingefasst und weiß bemalt. Und jetzt sagt der Zimmermann zu uns: „Ja wie genau soll’s denn nun ausschauen?“ Da kann man sich als Kunde dann wohl hinsetzen und Skizzen malen. Wo bleibt die gute alte Schule als man mit Dienstleistern sprach, seine Vorstellung in einem angenehmen Gespräch ausforschen ließ und einige Tage später drei Entwürfe erhielt?

So mies verhält es sich in heutiger Zeit wohl um viele Dienstleister. Wer nicht gerade eine Brustvergrößerung kauft, wo es erlaubt ist nach dem „wie genau“ gefragt zu werden, sollte am besten im Voraus einen Katalog erstellen, welchen er nur noch dem Dienstleister mit einem Koffer voller Geld in die Hand drücken bräuchte um das zu bekommen was er selber skizziert und vollendet hat. Aber nicht vergessen! Wenn Sie zum Arzt gehen suchen Sie sich bitte einen Arzt, der handwerklich kompetent ist und seine eigenen Ängste gut im Griff hat.


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