Lederschuhe wegwerfen?


Die alte Frage um die neuen Lederschuhe sind ein Dauerrenner. Kaum findet die Vegan-Bewegung Zuwachs, stehen diese Neuveganer auch schon vor Problemen. Sehr großen Problemen. Immerhin ist das Sofa mit Leder bezogen. Es muss jedoch umgehend die Wohnung verlassen. Die Gürtel werden auch entsorgt und die Schuhe, also wenn sie nicht so teuer gewesen wären, hätten sie sich zu den Gürteln gesellen können. Was soll man also mit diesen tollen Schuhen machen? Wegwerfen ist viel zu schade. Und dann kommen die Tipps von ebengleichen Neuveganern.

„Zum Bahnhof damit!“ What the hell? Wenn man im südlichen Niederösterreich oder im Bayrischen Erding zum Bahnhof geht, steht man sich alleine die Haxen in den Bauch. Wo zum Geier finden diese Neuveganer diese Unmengen an bedürftigen Leuten, die sie angeblich nicht nur mit den Schuhen sondern auch mit Keksen, Kuchen und heißem Tee versorgt haben sollen??? Und der ärgste Zufall ist ja sowieso, dass die ganzen Lederklamotten auf Anhieb, dem am Bahnhof lebenden Bedürftigen wie angegossen passen. Es kann aber auch sein, dass das Leder-Zeugs nicht passte und deshalb dieser zuerst Kuchen und Kekse vertilgen musste. Eine schöne Vorstellung. Da hoppelt also Madame aus Neukölle, von Beruf gerne Hilton-Tochter gewesen, mit gebügelten Haaren, übertriebener Kriegsbemalung, ein Gehabe von eti-pitätih mit der mit Tortenspitze gepimpten Kuchenplatte daher und findet auf Anhieb den Obdachlosen, dem alles passt. Das hat was von Münchhausens Pferd … ähmm … Zopf.
Dem nicht genug, gesellt sich auch noch ein Moralapostel dazu und erklärt, was „vegan“ bedeutet. Viele Regeln, keine Lösung. Toll, wirklich toll. Einige von uns sehen sich weiterhin, nach konstruktiven Aussagen, betteln – vergebens.

Lederschuhe wegwerfen, verschenken oder behalten?

Zuerst sollten Neuveganer ihr Umfeld davon in Kenntnis setzen, dass sie keine Lederwaren mehr verwenden. Das ist eine Präventivmaßnahme! Somit erspart man sich die Aufklärung, nachdem man die Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke ausgepackt hat.
Hat man sich also für den veganen Lebensstil entschieden, wird man sich zukünftig wohl keine Produkte tierischer Herkunft mehr zulegen. Dafür hat sich aber im Laufe der Jahre einiges an Lederzeug angesammelt darunter viele Lederschuhe. Hier die Möglichkeiten was man mit Produkten tierischer Herkunft machen kann:

1. Wegwerfen | auf den Müll damit | beerdigen
Wegwerfen wäre wirklich ein bedenkliches Vorgehen. Ist das die Art der Wertschätzung, die man dem Wesen, das um sein Leben beraubt wurde, zukommen lässt als denkender Mensch? Nimm an, du wirst getötet weil jemand aus deiner Haut Lederschuhe baut. Aus Wolke-sieben siehst du nun der Verwertung deiner Haut zu, daraus Lederschuhe gemacht werden, die jemand erwirbt. Täglich wirst du mit Cremen eingeschmiert, bis dein Besitzer vegan wird und deine Haut, weil diese für ihn nun wertlos ist, auf den Komposthaufen wirft. Klar, wir kommen vom Kompost und werden zu Kompost. Da wir sowieso zu Kompost werden, sollten die Ressourcen also nicht fahrlässig (weit vor ihrer Zeit) entsorgt werden nur weil man das Wort „Wertschätzung“ nicht versteht.

2. Verschenken | verkaufen | verlosen
Eine gute Möglichkeit sich selber von solchen Tierproduktteilen zu befreien. Wenn „aus den Augen“ zeitgleich „aus dem Sinn“ bedeutet und ein gutes Gewissen schafft, dann schenkt die Lederschuhe, die Daunendecken, die Daunenjacke, die Pelzrandstiefel jemanden, der den Gewesenen Wertschätzung zukommen lässt. Wer als Veganer kommunikationsfreudiger ist, dem empfehlen wir, die Teile zu behalten – das liefert immer einen guten Gesprächsstoff und bringt oft den Mainstream zum Nachdenken über Veganismus, Konsum und Verschwendung.

3. Behalten
Das Behalten der Tierproduktteile ist wirklich etwas, das nur die Härtesten unter den Veganern schaffen. Wo da die Härte sein soll? Ganz einfach. Jeder andere der sich diesem Zeug entsagt weil er die Teile wegwirft oder verschenkt geht einen bequemen Weg. Wer argumentativ stark bebrüstet ist auf den Gebieten der Nutztier(betriebs)wirtschaft, Umweltschutz und Ressourcenverschwendung, sollte die Teile unbedingt tragen wenn jener seinen veganen Lebensstil offenkundig lebt. Während des Abtragens der Tierteile-Kleidung werden sich so manche Gespräche ergeben. Jedes dieser Gespräche – sofern konstruktiv und vernünftig geführt – wird beim Gegenüber einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen.

 

Dieser Artikel entstand auf Bitte und Wunsch unserer Kollegin und Initiatorin. Am Morgen wurden wir von einem Memo im Posteingang begrüßt, in dem stand: „Wer möchte ein paar Zeilen über meine Schuhe schreiben? Auf meinem Desktop findet ihr eine offene Seite auf der ihr die Probleme erlesen könnt die es zu geben scheint.“
Wir kennen wohl den einzigen Menschen, der in der Wohlstandsregion lebt und sich bewusst in diesen Schuhen in der Öffentlichkeit zeigt. Die Begründung ist schier einfach: Der Sattel macht das Ross nicht. Da draußen in der Welt scheint es viel mehr Probleme zu geben als wir je vermuten könnten. Besonders dann, wenn eine attraktive, kluge, junge Frau (diese Bezeichnung wird in den nächsten 80 Jahren öfter fallen), die sich nicht mehr auf die Jagd begeben muss um der Evolution gerecht zu werden, so kleidet, dass sie stereotypisiert wird – von jedem, nach seiner Fasson. Kleidung sei Dank für so viel psychologischen Input!
Jetzt aber zu den Schuhen unserer Kollegin, die sie zum Date genauso trägt wie zum Einkaufen und in der Arbeit. Wieso? Weil A) sie dem Tier noch nicht genügend Wertschätzung zukommen lassen konnte, das für diese Schuhe seine Teile lassen musste. B) Weil sie mit der Evolutionsbiologie nichts mehr zu schaffen hat.
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